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Unbekanntes Hrodna
UNBEKANNTES HRODNA
Wie kann die Stadt, in der man sein ganzes Leben verbringt, unbekannt sein? Und anders herum: Können die Stadtbewohner behaupten, dass sie ihre Stadt kennen?
Ich bin keine echte Hrodnaerin: Ich habe meine Kindheit nicht hier verbracht, ich habe mich zum ersten Mal nicht hier verliebt und meine Eltern wohnen auch nicht hier. Ungeachtet dessen fühle ich mich wie eine Hrodnaerin, weil ich nämlich hier erwachsen geworden bin. Jeder Ort hier weckt Erinnerungen, die wichtig für mich sind.
Natürlich hat meine Stadt eine Menge Sehenswürdigkeiten: Ähnlich wie viele andere Städte. Aber ich sehe das Schönste, was die Stadt besitzt, in etwas ganz Anderem. Ich möchte mein Hrodna mit meinen Augen beschreiben. Es gibt doch sehr viele Dinge, an denen wir jeden Tag vorbeigehen, ohne darüber nachzudenken, dass sie historische oder einfach ästhetische Bedeutung haben.
Jeder kennt zum Beispiel die Hrodnaer Kathedrale, das Hrodnaer Gebietstheater, die Hrodnaer Universität usw. Wer als Besucher in die Stadt kommt, lernt diese Dinge zuerst kennen. Ich möchte dagegen einige Orte präsentieren, die nicht in die typischen Touristenrouten eingeschlossen sind.
In Hrodna gibt es eine Gasse, die einen Weg darstellt, der offensichtlich zu einer bestimmten Kirche führt. Aber wenn man diesen Weg entlang geht, kommt man zu einer ganz anderen Kirche. Was ist das? Magie, Zeitloch oder optische Verwirrung? Der beschriebene Ort befindet sich im Zentrum der Stadt, dort wo sich private Häuser befinden. Von der Kreuzung der Straßen vul. Lermantava und vul. Cahljanaja beginnt dieser magische Pfad, der selbst sehr schön und ganz untypisch für eine Stadt ist. Man sieht die Bernhardiner-Kirche an der Kreuzung und geht über die Straße zu diesem prächtigen Bauwerk auf dem Hügel. Zuerst führt der Weg die Straße entlang – die beiden Seiten sind eng mit Häusern aus dem 19. Jahrhundert bebaut. Es ist sehr leise und ruhig hier. Man würde nicht glauben, dass man sich im Zentrum einer Großstadt befindet. Man bekommt das Gefühl, dass man durch ein Dorf schlendert. Wie es einmal Heinrich Heine beschrieben hat: „Es erklingen alle Bäume, und es singen alle Nester…“, die Leute sprechen über den Zaun miteinander – das ist der Klang dieses Pfades. Bald verwandelt sich der Weg in eine Treppe, die zu einem kleinen Flüsschen mit dem Namen Haradničanka führt. Hier ist es wild und ursprünglich und keinesfalls so ordentlich, mit befestigten Ufern und Märchenbrücken. Hier ist die Haradničanka so wie in der Vergangenheit, nur nicht mehr so sauber und nicht so breit wie früher. Nach einer Brücke folgt wiederum eine Treppe, diesmal höher und mit mehr Stufen. Von hier gelangt man in die geschäftige Straße vul. Vjalikaja Traeckaja und von dort durch die vul. Kastryčnickaja oder zwischen den Häusern entlang bis zur Hrodnaer Kathedrale. Ein magischer Weg.
Es gibt einen weiteren interessanten Weg in Hrodna, wo man mittelalterliche Geschichte spürt. Dieser Weg befindet sich nicht weit entfernt von einer der ältesten Kirchen in Europa aus dem 12. Jahrhundert: Die Kaloža-Kirche. Der Pfad, der von der Kirche nach unten zum Njomanufer führt, könnte aus derselben Zeit stammen. Was an diesem alten Pfad interessant ist? Erstens das Alter, das man schon nach dem Äußeren bestimmen kann. Und zweitens: Der Weg besteht nur aus Steinen, die dicht aneinander gelegt sind. Dazu ist er steil.
Noch vor ein paar Jahren wuchsen hier alte Bäume, wo man nicht nur Vögel sehen und hören, sondern auch Eichhörnchen beobachten konnte. Heute sind alle diese Bäume weg und der Charakter des Pfades hat darunter gelitten, obwohl er immer noch schön ist.
Irgendwann, vor langer Zeit, beteten in der Kaloža-Kirche die Mitglieder der königlichen Familie, die wahrscheinlich genau diesen Weg zur Kirche nahmen. Heute haben wir die Möglichkeit, das nachzuerleben.
Zahllose große und kleine Dinge bilden in ihrer Gesamtheit den Charakter einer Stadt, und viele davon unterliegen fortwährender Veränderungen. Zum Einen spielt die Geschichte einer Stadt eine wichtige Rolle. Noch entscheidender und prägender aber sind die über Jahrhunderte gewachsenen Beziehungen zwischen den Menschen und ihrer Stadt. Hrodna ist ein Spiegel seiner Geschichte und zeugt von einer Kultur, die in ihrem Heimatboden tief verwurzelt ist.
Anna Piachynskaja
Wie kann die Stadt, in der man sein ganzes Leben verbringt, unbekannt sein? Und anders herum: Können die Stadtbewohner behaupten, dass sie ihre Stadt kennen?
Ich bin keine echte Hrodnaerin: Ich habe meine Kindheit nicht hier verbracht, ich habe mich zum ersten Mal nicht hier verliebt und meine Eltern wohnen auch nicht hier. Ungeachtet dessen fühle ich mich wie eine Hrodnaerin, weil ich nämlich hier erwachsen geworden bin. Jeder Ort hier weckt Erinnerungen, die wichtig für mich sind.
Natürlich hat meine Stadt eine Menge Sehenswürdigkeiten: Ähnlich wie viele andere Städte. Aber ich sehe das Schönste, was die Stadt besitzt, in etwas ganz Anderem. Ich möchte mein Hrodna mit meinen Augen beschreiben. Es gibt doch sehr viele Dinge, an denen wir jeden Tag vorbeigehen, ohne darüber nachzudenken, dass sie historische oder einfach ästhetische Bedeutung haben.
Jeder kennt zum Beispiel die Hrodnaer Kathedrale, das Hrodnaer Gebietstheater, die Hrodnaer Universität usw. Wer als Besucher in die Stadt kommt, lernt diese Dinge zuerst kennen. Ich möchte dagegen einige Orte präsentieren, die nicht in die typischen Touristenrouten eingeschlossen sind.
In Hrodna gibt es eine Gasse, die einen Weg darstellt, der offensichtlich zu einer bestimmten Kirche führt. Aber wenn man diesen Weg entlang geht, kommt man zu einer ganz anderen Kirche. Was ist das? Magie, Zeitloch oder optische Verwirrung? Der beschriebene Ort befindet sich im Zentrum der Stadt, dort wo sich private Häuser befinden. Von der Kreuzung der Straßen vul. Lermantava und vul. Cahljanaja beginnt dieser magische Pfad, der selbst sehr schön und ganz untypisch für eine Stadt ist. Man sieht die Bernhardiner-Kirche an der Kreuzung und geht über die Straße zu diesem prächtigen Bauwerk auf dem Hügel. Zuerst führt der Weg die Straße entlang – die beiden Seiten sind eng mit Häusern aus dem 19. Jahrhundert bebaut. Es ist sehr leise und ruhig hier. Man würde nicht glauben, dass man sich im Zentrum einer Großstadt befindet. Man bekommt das Gefühl, dass man durch ein Dorf schlendert. Wie es einmal Heinrich Heine beschrieben hat: „Es erklingen alle Bäume, und es singen alle Nester…“, die Leute sprechen über den Zaun miteinander – das ist der Klang dieses Pfades. Bald verwandelt sich der Weg in eine Treppe, die zu einem kleinen Flüsschen mit dem Namen Haradničanka führt. Hier ist es wild und ursprünglich und keinesfalls so ordentlich, mit befestigten Ufern und Märchenbrücken. Hier ist die Haradničanka so wie in der Vergangenheit, nur nicht mehr so sauber und nicht so breit wie früher. Nach einer Brücke folgt wiederum eine Treppe, diesmal höher und mit mehr Stufen. Von hier gelangt man in die geschäftige Straße vul. Vjalikaja Traeckaja und von dort durch die vul. Kastryčnickaja oder zwischen den Häusern entlang bis zur Hrodnaer Kathedrale. Ein magischer Weg.
Es gibt einen weiteren interessanten Weg in Hrodna, wo man mittelalterliche Geschichte spürt. Dieser Weg befindet sich nicht weit entfernt von einer der ältesten Kirchen in Europa aus dem 12. Jahrhundert: Die Kaloža-Kirche. Der Pfad, der von der Kirche nach unten zum Njomanufer führt, könnte aus derselben Zeit stammen. Was an diesem alten Pfad interessant ist? Erstens das Alter, das man schon nach dem Äußeren bestimmen kann. Und zweitens: Der Weg besteht nur aus Steinen, die dicht aneinander gelegt sind. Dazu ist er steil.
Noch vor ein paar Jahren wuchsen hier alte Bäume, wo man nicht nur Vögel sehen und hören, sondern auch Eichhörnchen beobachten konnte. Heute sind alle diese Bäume weg und der Charakter des Pfades hat darunter gelitten, obwohl er immer noch schön ist.
Irgendwann, vor langer Zeit, beteten in der Kaloža-Kirche die Mitglieder der königlichen Familie, die wahrscheinlich genau diesen Weg zur Kirche nahmen. Heute haben wir die Möglichkeit, das nachzuerleben.
Zahllose große und kleine Dinge bilden in ihrer Gesamtheit den Charakter einer Stadt, und viele davon unterliegen fortwährender Veränderungen. Zum Einen spielt die Geschichte einer Stadt eine wichtige Rolle. Noch entscheidender und prägender aber sind die über Jahrhunderte gewachsenen Beziehungen zwischen den Menschen und ihrer Stadt. Hrodna ist ein Spiegel seiner Geschichte und zeugt von einer Kultur, die in ihrem Heimatboden tief verwurzelt ist.
Anna Piachynskaja
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