Reiseservice

Wohnen

Verkehr

Museen

Kunst und Kultur

Essen und Trinken

Unterhaltung

Nützliche Tipps

Shopping

Suchfunktionen

Nachrichten

Artikel

Gästebuch

Kontakt

Links

Archiv

Suchen

Umfrage
    Was ist Ihre Lieblingsstadt in Belarus?
    Hrodna
    Minsk
    Brest
    Vicebsk
    Mahiljou
    Homel
Stephan Báthory (1533-1586)
POLNISCHER KÖNIG MIT UNGARISCHEN WURZELN

Hrodna war seine „Lieblingsstadt“ und daher eine Königsresidenz

Viele Menschen leben in der Stadt, aber nur wenige prägen sie. Es gibt Persönlichkeiten, deren Leben ausschlaggebend für die Entwicklung von Städten und Staaten ist. Jede Stadt hat so eine herausragende Persönlichkeit, der sie ihr „goldenes Zeitalter“ verdankt. Stephan Báthory war für Hrodna so ein Mensch, der zur  Blütephase der Stadt beitrug.

Stephan Báthory (1533-1586) herrschte als König des vereinigten  litauisch-polnischen Staates, der das Territorium des heutigen Belarus einschloss (pln. Rzeczpospolita, blr. Рэч Паспалітая), der König selbst war aber transsilvanischer Herkunft. Stephan Báthory wurde am 27. September 1533 im heutigen Rumänien geboren. Mit 15 Jahren trat er in den Militärdienst beim König von Tschechien und Ungarn ein. Er lebte mit ihm lange Zeit in Italien, wo er seine umfassende Ausbildung erhielt.
Stephan Báthory war ein sehr gebildeter Mensch, er studierte an einer der berühmtesten Universitäten jener Zeit, in Padua. Später diente er als Botschafter des transsilvanischen Fürsten in Deutschland. Nachdem sich die Verhältnisse zwischen den beiden Ländern verschlechtert hatten, wurde er gefangen genommen und verbrachte drei Jahre in deutscher Gefangenschaft. In jenen Jahren beschäftigte er sich intensiv mit der Geschichte und studierte die Werke von Julius Cäsar.
Nach dem Tode des transsilvanischen Fürsten wurde er für fünf Jahre zum Herrscher dieses Fürstentums gewählt. In dieser Zeit flüchtete der polnische König Heinrich von Valois nach Frankreich, weil die polnischen Fürsten immer mehr nach Macht gierten und mit der Politik des Königs unzufrieden waren. Die polnischen und belarussischen Territorien blieben daher zeitweise ohne Herrscher. Als weitsichtiger Politiker nutzte Stephan Báthory diese Situation. Das polnische Königreich war ein Wahlkönigtum, und er beschloss, seine Kandidatur anzumelden. Interessant ist, dass er für den polnischen Thron die schon 54jährige Schwester des polnischen Königs Sigismund II August heiraten sollte, aber konfrontiert mit der Konkurrenz des deutschen König Maximilian II. nahm er alle Bedingungen der polnischen Fürsten an. So wurde er zum König der Rzeczpospolita gewählt. Seine Macht war aber sehr stark vom polnischen Sejm eingeschränkt. In der Innenpolitik war er dennoch ein mächtiger und gerechter Herrscher, er reformierte das Gerichtssystem im Staat und schuf ein allgemeingültiges Gerichtsorgan, das Wahltribunal. Dafür wurden die Richter von den Fürsten gewählt, und dadurch wurde das Gerichtssystem liberalisiert, das über viele Jahrhunderte die wichtigste Rechtsinstanz in der damaligen Rzeczpospolita bzw. in Belarus war.
Aber den höchsten Ruhm erlangte er während des Livländischen Krieges zwischen dem Moskauer Reich auf der einen Seite und Schweden sowie Polen-Litauen auf der anderen Seite um den Zugang zur Ostsee. Da der Krieg auf belarussischem Gebiet geführt wurde, hatte das belarussische Volk unter seinen Folgen besonders zu leiden. Stephan Báthory wurde berühmt, indem er viele Städte wieder in den polnisch-belarussischen Staat zurückholen konnte, die Moskau zuvor erobert hatte. Während des Krieges galt er als ein sehr gnädiger König, der der einfachen Bevölkerung gegenüber sehr mild war. Er schenkte russischen Gefangenen das Leben, außerdem erlaubte er vielen  Soldaten, in seinem Reich zu bleiben.
Der König hatte Pläne, die Grenzen seines Staates auszudehnen und das Moskauer Territorium zu erobern, dann wurde er aber, wie die meisten Zeitgenossen meinten, vergiftet und starb in Hrodna.
Die Jahre der  Herrschaft von Stephan Báthory gehören zur Blütezeit im Leben der Stadt. Zum ersten Male kam er im Jahre 1579 nach Hrodna. Sein Besuch war mit der Vorbereitung des Krieges gegen die Moskoviter verbunden. Er wählte die Stadt zu seiner Residenz, weil er sie zur Verwirklichung seiner politischen Pläne für ideal hielt. Der König lud Mönche des Jesuitenordens ein und erlaubte ihnen zu missionieren, was nebenbei auch die geistig-kulturelle Entwicklung Hrodna förderte.
Der Herrscher liebte seine Residenzstadt und unternahm alles Mögliche für die geistige und politische Entwicklung der Stadt. Mit seiner Hilfe wurde in Hrodna das Jesuitenkollegium gegründet. Das Neue Schloss gehörte zu den schönsten und prachtvollsten Schlössern jener Zeit und war ein Zentrum von Kultur und Wissenschaft. Stephan Báthory lud zahlreiche Musiker, Maler und andere Künstler nach Hrodna ein. Die Jesuiten eröffneten in Hrodna die erste Apotheke im Reich, was die medizinischen Kenntnisse weiter popularisierte. Die Apotheke existiert noch heute und beherbergt auch ein kleines Museum.
Es ist besonders interessant, dass Stephan Báthory selbst nach seinem Tod der Wissenschaft diente. In Hrodna wurde an ihm die erste nachgewiesene medizinische Autopsie durchgeführt, da es Gerüchte gab, dass er auf Befahl des russischen Zaren vergiftet wurde. Um dieses Gerücht zu widerlegen, wurde eine gründliche Untersuchung durchgeführt. Die Ärzte stellten dabei fest, dass der König nicht vergiftet wurde, aber manche Zeitgenossen hegten Zweifel an diesem Ergebnis.  
Der König lebte nicht ständig in seiner Lieblingsstadt, aber er besuchte seine Hrodnaer Residenz sehr oft, besonders, um an Jagden teilzunehmen. Zufolge einer Legende fand der König hier in Hrodna die Dame seines Herzens. Es handelte sich dabei um die junge Tochter seines Försters, die ihm einen Sohn gebar. Die alte Königin wusste davon selbstverständlich nichts, obwohl Stephan Báthory mit seiner Zweitfamilie sehr viel Zeit verbrachte. Vielleicht  wollte er deswegen in der Stadt am Njoman begraben werden. Aber nach seinem unerwarteten Tod 1586 wurde die Leiche des Königs nach Krakau überführt, wo alle polnischen Herrscher in Frieden beigesetzt sind. So verließ Stephan Báthory diese Stadt für immer, aber sein Ruhm und seine Taten sind geblieben. Vielleicht leben noch heute seine Nachkommen in Hrodna.

Anastasiya Chechko
neuesten Nachrichten
    Aktuelle Artikel
      Wir in den sozialen Netzwerken
      Freunde der Website