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Antoni Tyzenhaus (1733-1785)
REFORMER, AUFKLÄRER, DESPOT, TEUFEL
Das Jahr 1733 ist, auf den ersten Blick, ein ganz gewöhnliches Datum. Niemand konnte damals wissen, dass in diesem Jahr in Navaelnja (Rajon Dzjatlava, ca. 130 km östlich von Hrodna) ein Mensch geboren wird, der sein Leben und Schaffen der Stadt Hrodna widmen und ihr viel Positives hinterlassen sollte. Antoni Tyzenhaus entstammte einem alten deutschbaltischen Adelsgeschlecht (deutsch Tiesenhausen; blr. Тызенгаўз).
Diese Persönlichkeit strahlte einen enormen Enthusiasmus aus und besaß viele Ideen über die Reformen des Staates und die Ordnung im Land. Er war eine der wichtigsten Personen im Hrodna jener Zeit und nur Fürst Radzivil selbst konnte mit ihm konkurrieren. Tyzenhaus hatte das Vertrauen von König Stanisław Poniatowski und verfügte über große Autorität im Sejm. 1775 wurde er zum Minister ernannt. Ab diesem Moment wurde die Position von Tyzenhaus in den Sitzungen des Sejms noch stärker und einflußreicher. Er trat als Verteidiger der Rechte und der Freiheiten des Staates auf. Bei Gesetzesvorlagen, die nicht nur für Polen, sondern auch für Litauen-Belarus relevant sein sollte, suchte Tyzenhaus zuerst das Interesse des Staates darin, denn das Land hatte seine eigenen Besonderheiten und Bräuche. Das führte dazu, dass er auch viele Feinde hatte und dadurch später an einem Tag alles verlor.
Tyzenhaus‘ Errungenschaften in Hrodna sind mit der Umgestaltung der Stadt verbunden. Eine Stadt, in der der Sejm abgehalten werden und die die Aufmerksamkeit der Gäste auf sich ziehen sollte, brauchte Glanz. Er tat alles dafür, um das in den Kriegen des 17. und frühen 18. Jahrhunderts zerstörte Hrodna in ein „blühendes Holland“ zu verwandeln, denn Holland war damals das Symbol für Ästhetik und Harmonie. Tyzenhaus wollte der Stadt eine ansprechende bauliche Gestaltung und Begrünung verschaffen. Um die Industrie zu beleben und den Handel zu fördern, brauchte man zusätzliche Kräfte, talentierte, kreative und qualifizierte Fachleute. Und so begann Tyzenhaus, Handwerker und Meister aus dem Ausland einzuladen und Manufakturen zu gründen und die Wirtschaft voranzutreiben.
Er kümmerte sich auch um das geistige Leben Hrodnas und versuchte, die schöpferischen Fähigkeiten der Einwohner zu wecken, ihre Talente zu fördern und die Künste zu beleben. Dazu wurden unter Anderem ein Theater, eine Theaterschule, eine Medizinschule (Medizinakademie) mit dem botanischem Garten – heute befindet sich auf dessen Territorium der Gilibert-Park gegründet. Für einige Jahrzehnte wurde Hrodna somit zu einer der führenden und bedeutendsten Städte der Rzeczpospolita. Es entstand das heute nicht mehr erhaltene Stadtviertel Haradnica im heutigen Bereich Lenin-Platz und vul. Elizy Ažeški. Von den damals neu entstandenen ca. 85 Gebäuden sind heute noch ungefähr zehn erhalten.
Jemand, der so viel Macht und Einfluss hatte, hatte auch viele Feinde. Diese wollten sich mit einer solchen Macht nicht abfinden und verbreiteten Gerüchte. Sie behaupteten vor dem König, dass Tyzenhaus die Staatsfinanzen ruiniert habe, dass die Verwirklichung seiner Ideen zwar viel Geld erforderten, aber keinen Erfolg brächten. Tyzenhaus hatte auch einen schwierigen Charakter und galt als Despot. Die einfachen Landbewohner, deren Kinder er zur Arbeit in seinen Manufakturen holte (zwangsweise, versteht sich) oder zum Studium in seine Schulen, nannten ihn einen „Teufel“. Für die konservativen Kräfte war er ein Wahnsinniger, fürchteten sie doch aufgrund von Tyzenhaus‘ Reformen um die Aufrechterhaltung des Status Quo. Zum Schluss sagte sich auch König Stanisław II August Poniatowski von ihm los, Tyzenhaus wurde abgesetzt.
Ein warmer Herbsttag im Jahr 1780 fuhr wie ein Dolchstoß in das Leben Antoni Tyzenhaus‘. Einsam und niedergeschlagen strich ein arm gekleideter Mann durch Hrodna. Passanten erkannten den bis vor Kurzem allmächtigen Minister nicht wieder. Tyzenhaus verließ Hrodna für immer, verließ die Stadt, die er am meisten auf der Welt mochte. Die Stadt, für die er so viel getan hatte, blieb ihm nur als Erinnerung. Der Ruhm der Person Tyzenhaus verblich und niemand wusste, wo er sich danach aufhielt. Tyzenhaus starb am 31. März, er wurde in Žaludok (ca. 90 km östlich von Hrodna) beigesetzt. Tyzenhaus hinterließ übriges auch in Pastavy (Vicebsker Gebiet) seine Spuren.
Nur wenige Nachkommen erinnerten sich später an den fast vergessenen großen Patrioten seiner Stadt. Heute trägt immerhin der Platz in Hrodna, an dem früher auch der Palast von Tyzenhaus stand, seinen Namen.
Natalia Matiuk
Das Jahr 1733 ist, auf den ersten Blick, ein ganz gewöhnliches Datum. Niemand konnte damals wissen, dass in diesem Jahr in Navaelnja (Rajon Dzjatlava, ca. 130 km östlich von Hrodna) ein Mensch geboren wird, der sein Leben und Schaffen der Stadt Hrodna widmen und ihr viel Positives hinterlassen sollte. Antoni Tyzenhaus entstammte einem alten deutschbaltischen Adelsgeschlecht (deutsch Tiesenhausen; blr. Тызенгаўз).
Diese Persönlichkeit strahlte einen enormen Enthusiasmus aus und besaß viele Ideen über die Reformen des Staates und die Ordnung im Land. Er war eine der wichtigsten Personen im Hrodna jener Zeit und nur Fürst Radzivil selbst konnte mit ihm konkurrieren. Tyzenhaus hatte das Vertrauen von König Stanisław Poniatowski und verfügte über große Autorität im Sejm. 1775 wurde er zum Minister ernannt. Ab diesem Moment wurde die Position von Tyzenhaus in den Sitzungen des Sejms noch stärker und einflußreicher. Er trat als Verteidiger der Rechte und der Freiheiten des Staates auf. Bei Gesetzesvorlagen, die nicht nur für Polen, sondern auch für Litauen-Belarus relevant sein sollte, suchte Tyzenhaus zuerst das Interesse des Staates darin, denn das Land hatte seine eigenen Besonderheiten und Bräuche. Das führte dazu, dass er auch viele Feinde hatte und dadurch später an einem Tag alles verlor.
Tyzenhaus‘ Errungenschaften in Hrodna sind mit der Umgestaltung der Stadt verbunden. Eine Stadt, in der der Sejm abgehalten werden und die die Aufmerksamkeit der Gäste auf sich ziehen sollte, brauchte Glanz. Er tat alles dafür, um das in den Kriegen des 17. und frühen 18. Jahrhunderts zerstörte Hrodna in ein „blühendes Holland“ zu verwandeln, denn Holland war damals das Symbol für Ästhetik und Harmonie. Tyzenhaus wollte der Stadt eine ansprechende bauliche Gestaltung und Begrünung verschaffen. Um die Industrie zu beleben und den Handel zu fördern, brauchte man zusätzliche Kräfte, talentierte, kreative und qualifizierte Fachleute. Und so begann Tyzenhaus, Handwerker und Meister aus dem Ausland einzuladen und Manufakturen zu gründen und die Wirtschaft voranzutreiben.
Er kümmerte sich auch um das geistige Leben Hrodnas und versuchte, die schöpferischen Fähigkeiten der Einwohner zu wecken, ihre Talente zu fördern und die Künste zu beleben. Dazu wurden unter Anderem ein Theater, eine Theaterschule, eine Medizinschule (Medizinakademie) mit dem botanischem Garten – heute befindet sich auf dessen Territorium der Gilibert-Park gegründet. Für einige Jahrzehnte wurde Hrodna somit zu einer der führenden und bedeutendsten Städte der Rzeczpospolita. Es entstand das heute nicht mehr erhaltene Stadtviertel Haradnica im heutigen Bereich Lenin-Platz und vul. Elizy Ažeški. Von den damals neu entstandenen ca. 85 Gebäuden sind heute noch ungefähr zehn erhalten.
Jemand, der so viel Macht und Einfluss hatte, hatte auch viele Feinde. Diese wollten sich mit einer solchen Macht nicht abfinden und verbreiteten Gerüchte. Sie behaupteten vor dem König, dass Tyzenhaus die Staatsfinanzen ruiniert habe, dass die Verwirklichung seiner Ideen zwar viel Geld erforderten, aber keinen Erfolg brächten. Tyzenhaus hatte auch einen schwierigen Charakter und galt als Despot. Die einfachen Landbewohner, deren Kinder er zur Arbeit in seinen Manufakturen holte (zwangsweise, versteht sich) oder zum Studium in seine Schulen, nannten ihn einen „Teufel“. Für die konservativen Kräfte war er ein Wahnsinniger, fürchteten sie doch aufgrund von Tyzenhaus‘ Reformen um die Aufrechterhaltung des Status Quo. Zum Schluss sagte sich auch König Stanisław II August Poniatowski von ihm los, Tyzenhaus wurde abgesetzt.
Ein warmer Herbsttag im Jahr 1780 fuhr wie ein Dolchstoß in das Leben Antoni Tyzenhaus‘. Einsam und niedergeschlagen strich ein arm gekleideter Mann durch Hrodna. Passanten erkannten den bis vor Kurzem allmächtigen Minister nicht wieder. Tyzenhaus verließ Hrodna für immer, verließ die Stadt, die er am meisten auf der Welt mochte. Die Stadt, für die er so viel getan hatte, blieb ihm nur als Erinnerung. Der Ruhm der Person Tyzenhaus verblich und niemand wusste, wo er sich danach aufhielt. Tyzenhaus starb am 31. März, er wurde in Žaludok (ca. 90 km östlich von Hrodna) beigesetzt. Tyzenhaus hinterließ übriges auch in Pastavy (Vicebsker Gebiet) seine Spuren.
Nur wenige Nachkommen erinnerten sich später an den fast vergessenen großen Patrioten seiner Stadt. Heute trägt immerhin der Platz in Hrodna, an dem früher auch der Palast von Tyzenhaus stand, seinen Namen.
Natalia Matiuk
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